Hb-Wert sinkt bei Blutverlust?

Neue Frage »

Auf diesen Beitrag antworten »
himmlschaf Hb-Wert sinkt bei Blutverlust?

Hallo!

Ich habe heute Test + Praktikum in Biochemie.
In unserem Skript steht, dass die Hämoglobinkonzentration bei Blutverlust abnimmt. Dass das so ist, weiß ich auch schon selbst aus der Praxis.
Jedoch kann ich mir nicht erklaeren, warum das so ist und ob man vom Hb-Wert auf den Ausmaß des Verlustes rueckschließen kann?



Dies laesst mich nachdenklich werden:

Wenn man die Haelfte eines 40%igen Schnaps austrinkt, dann bleibt im Glas ja auch kein 20%iger Alkohol uebrig Augenzwinkern
Warum also sinkt die Konzentration im Blut?

Eine Lernfrage aus dem Skript (siehe v.a. Frage 2):
Nach einer Party kommt es zu einem Autounfall. Die Rettung findet eine Frau (21 a, 50 kg), aus einer Wunde blutend neben der Straße liegend, die nicht ansprechbar ist. Nach der Erstversorgung durch die Sanitäter wird sie ins Krankenhaus gebracht. Die Blutung kann schnell gestillt werden, es kann jedoch niemand Angaben machen, wie viel Blut die Patientin verloren hat.

Aufgabe:

1) Welches Vorgehen wählen Sie (allein im Nachtdienst) um den Blutverlust abzuschätzen?

2) Wie wirkt sich ein Blutverlust von 1 l ungefähr auf die Hämoglobinkonzentration aus?

3) Wie beurteilen Sie die Notwendigkeit einer Bluttransfusion?


lg, frie
 
Auf diesen Beitrag antworten »
NIPIAN

Da ich Rettungsassistent bin, kann ich dir sagen, dass zumindest ich in einem derartigen Fall tatsächlich den vermuteten Blutverlust protokolliere, sofern ich in der Nacht wirklich etwas sehen kann *g*.


Ich kann dir nur grob, bezüglich der Lernfrage, eine Hilfestellung geben:

1. Die Bestimmung der Ery's, des Hb's und Hk's akut helfen NICHT, es sei denn der Rettungsdienst schläft wieder mal. Erst nach einiger Zeit macht sich ein deutlicher Abfall bemerkbar. Des dauert mir persönlich alles zu lang.
Eine Begutachtung der Gewebspenetration lässt Rückschlüsse auf die verlorene Menge zu. Notarzt/Rettungsassistenten fragen (Sani's sind ne Stufe niedriger, aber auch ne super Beobachtungsgabe/Erfahrung Augenzwinkern ). Ort und Art der Blutung? Arteriell? Venös? Klassifikation über (stark) spritzend, rinnend, fließend, ZEITRAUM, in dem die Blutung persistieren konnte (bis Druckverband)
Eher würde ich den Blutdruck zu Rate ziehen. Klassifikation des hypovolämischen / traumatisch-hämorrhagischen Schocks:

Stufe 1: Blutverlust -15%, Hf erhöht, RR normal, Pat. unauffällig
Stufe 2: Blutverlust 15-30%, Hf erhöht, RR normal bis leicht erniedrigt/erhöht, Pat. ängstlich, Kapillarfüllung reduziert (Fingernagelpressversuch), beginnender Schock bis SCHOCK
Stufe 3: Blutverlust 30-40%, Hf stark erhöht, RR deutlich erniedrigt, Pat. Bewusstseinstrübung, SCHOCK!
Stufe 4: Blutverlust > 40%, Hf stark erhöht, RR deutlich erniedrigt, Pat. Blässe, Kälte (CAVE: Winter!), SCHOCK!

2. *lol* nach einiger Zeit reduziert sich diese?! Was ist denn das für eine Frage? akut, Zeitraum... sehr vage. Was sagen die Mediziner dazu?

3. Bei "nur" 1 Liter bei 50kg KG (GBV~ 3,5-4,0l -> ~30%!!!)? Akut dürfte der Körper die Sache mit Flüssigkeitsersatz und Expandern grob gut wegstecken. Kommt allerdings auf die Vorerkrankungen an (z.B. Mangelanämie) und wie unkontrolliert die Blutung ist. Normalerweise ist eine Grenze von 6g/dl Hb als akutes Zeichen einer nötigen Transfusion angesetzt. Könnte durchaus gut erreicht werden, *zudenerfahrenenwink* EryTransfusion ja/nein?

Bitte um Korrektur durch andere!!!
Auf diesen Beitrag antworten »
Wonneproppen RE: Hb-Wert sinkt bei Blutverlust?

Hallo frie,

ist es nicht so- pi mal Fensterkreuz - dass man den Hb um 1 Prozentpunkt unter Substitution von 250 ml Ery-konzentrat heraufsetzen kann? Demnach müßte ein BV von 1000ml den Hb um 4 Prozentpunkte erniedrigen.

Na klar, geht der Blutverlust (Liter) mit Hb-abfall einher, aber nur, weil man ( um hypovolämischem Schock vorzubeugen ) schon rechtzeitig mit "Wasser" auffüllt. Es dauert dann also bis die Ery´s wieder aufgefüllt sind (wie andere Zellen etc. auch)
Bei einer akuten Blutung schätzt man den Flüssigkeitsverlust.
Bei einer chronischen Blutung (Sickerblutung, Blutung nicht auffindbar u.a.) kriegt man den Hb-abfall, weil die intravasale Flüssigkeit aus dem Interstitium aufgefüllt wird ( Regulationsmechanismen, Niere, Wasserretention) Damit bleibt das Volumen, aber es fehlt zunächst noch an Ery´s.
(Die Lebenszeit von Erythrozyten: 120 Tage.
Wie schnell springt die Erythropese an?
Geht das unter BV schneller? Weiß ich nicht hundertprozentig, denke ich nicht)

Zu der Frage, wie notwendig bei einem 1-Liter-Verlust die Transfusion ist? Grenzwertig. 800- 1000ml.
Mit meinem chronischen 10er Hb rutsch ich auf 6 ab. Wie stabil bin ich darunter?
Ich würde mir eine Tüte anhängen, abwarten. Pat beobachten und entsprechend des "Entwicklungszustandes" sustituieren.

In einem Lehrbuch steht als Richtlinie folgendes:
Ery-substitution
chron. Blutung mit Hb 6-8
akuten Blutverlust mit Hb 8-10 .

Würde also die unbekannte, junge, verunfallte Verkehrsteilnehmerin mit einem 6er Hb kommen und hätte fraglich einen Liter verloren, gibste ihr 2 Erykontentrate und dazu ein FFP (fresh frozen Plasma).
Damit biste auf der sicheren Seite.

Bevor jedoch Laborkosmetik betrieben wird (und da sind die Hämatologen mit ihrer Meinung ziemlich harsch):
Gucken, was liegt an weiteren Erkrankungen vor? z.B.Niereninsuffizienz mit Erypoetinmangel? chron Eisenmangelanämie? Bei Traumen: Polytrauma?, tumoröse Vorerkrankung (Tumoranämie?) u.v.m.
Will heißen, dass man auch mit einem chronischen 7er Hb leben kann, wenn der Organismus daran adaptiert ist....dann schnauft auch keiner den Berg hoch.



Was sagen andere?

LG
wonneproppen
Auf diesen Beitrag antworten »
jama

Hallo!

Beim nächsten Mal sag uns Deine Ansätze. Das Forum ist nicht dazu da Antworten zu produzieren, sondern die beim selber Lösen zu helfen smile

Zitat:
Will heißen, dass man auch mit einem chronischen 7er Hb leben kann, wenn der Organismus daran adaptiert ist....dann schnauft auch keiner den Berg hoch.

7er Hb ist schon sehr sehr wenig. Hast Du den Wert aus der Praxis?

Zitat:
In unserem Skript steht, dass die Hämoglobinkonzentration bei Blutverlust abnimmt.

Die Aussage ist ja auch falsch - jedenfalls, wenn man die Konzentration direkt nach dem Blutverlust misst. Die Konzentration nimmt erst dann ab, wenn der Körper nach einiger Zeit (Tage) versucht den Blutverlust zu kompensieren. Bei der Überlegung, was nun schneller wieder aufgefüllt werden kann (Flüssigkeit oder Erys) erklärt sich die Aussage von selbst.

Grüße,

Jama
 
Auf diesen Beitrag antworten »
Gilderoy

Hb von sieben ist nun nicht sooo wenig, ich kann mich an einen Patienten mit Hb von 4,irgendwas erinnern, der zu Fuß auf die Intensv ging.

Ansonsten kann ich den Vorrednern nur zustimmen.

Gilderoy
Auf diesen Beitrag antworten »
Eselchen Kommentar eines Betroffenen

Hallo,

ich hatte eigendlich was anderes im Internet gesucht aber als ich dieses Forum las, hatte ich das Gefühl ich müßte mal meinen Senf dazu geben.

Ich bin selbst betroffen von niedrigen HB-Werten.
Hier meine Erfahrungen:

HB-Wert > 10
ist traumhaft aber gleichzeitig hat sich mein Körper so an niedrige Werte gewöhnt das dann der Blutdruck so weit steigt das ich teilweise Blutdrucksenker nehmen muss.

HB-Wert zwischen 8 - 10
für mich echt lebenswert. Nehme noch eine kleine Eisendosis täglich damit es so bleibt.

HB-Wert zwischen 6 - 8
mir gehts nicht besonders, bin oft müde und gereitzt. Die Konzentration läßt erkennbar nach. Bin blass und ständig am frieren. Mit hohen Eisengaben läßt sich dieser Zustand gut halten.

HB-Wert zwischen 6 - 4
Ich schlage mich so durch den Tag. Kriege kaum noch was geregelt. Habe meist dunkle Lippen und nette Rotbäckchen. Der Blutdruck ist leicht erhöht. Der Puls rast vor sich hin. Wenn ich mit den Werten zum Arzt gehe heißt es immer es kann ganicht so schlimm sein, kommen sie morgen mal zum Blutabnehmen.

HB-Wert < 4
Die nette Farbe ist wieder aus dem Gesicht gewichen. Ich bekomme meine Umwelt nur noch dumpf mit. Ich jammer das die Ärzte mir über die Kriese hinweg helfen sollen. Da mein Kreislauf bei 3,3 immernoch stabil war gabs erst nur Expander und nach 2 Tagen erst Erykonzentrat. Nach 14 Tagen wurde ich mit einen HB-Wert von 6,6 als nicht mehr Transfusionsbedürftig nach hause geschickt.

Bitte behandet eure Patienten besser, wenn einer eine Abklärung wegen niedrigen HB-Wertes möchte, bitte kümmert euch drumm. Der Menschliche Körper hält eine Menge aus. Die anderen Symtome von Blutmangel können sehr trügerisch sein.

Auf eine besere Versorgung von Blutmangel
Eselchen
 
Neue Frage »
Antworten »



Verwandte Themen

Die Beliebtesten »
Die Größten »
Die Neuesten »