Bluthochdruck & Alkohol

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Herzkasper Bluthochdruck & Alkohol

Hallo,

mein Vater leidet unter Bluthochdruck und hat von seinem Arzt vor kurzem Beta-Blocker verschrieben bekommen. Obwohl er den Beipackzettel sehr gruendlich gelesen hat, hat er es nicht lange durchgehalten, abends keinen Alkohol mehr zu trinken und sich auf die Tabletten drei Flaschen Bier gekippt.

Resultat:

Er ist nachts aufgewacht, musste auf die Toilette und wurde dabei ohnmaechtig. Er ist hart auf den Fliesenboden geschlagen und hat sich dabei eine erhebliche Platzwunde am Kopf zugeschlagen.
Als meine Mutter den Blutdruck gemessen hat, betrug dieser (48/101). Ein Notarzt wurde nicht gerufen (was ich bei diesen Werten etwas bedenklich finde), und nach einiger Zeit hatte der Blutdruck sich wieder normalisiert.

Man sollte meinen, dass ihm dass eine Lehre war, leider war seine Schlussfolgerung, dass er dann eben nur noch eine halbe Tablette(=halbe Dosis) nimmt und so weitertrinkt wie bisher. Von den Werten her klappt das auch super, nur verlaesst mich das dumme Gefuehl nicht, dass das einfach keine gute Loesung sein kann.

Da mir selber keine einfallen nun meine Frage an euch:
Kennt ihr sachliche Argumente, warum diese "Behandlung" auf keinen Fall gut sein kann?

Danke,
Herzkasper
 
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Wonneproppen RE: Bluthochdruck & Alkohol

Hallo!

Wenn Dein Vater unter der angegebenen Dosierung des Beta-Blockers anhaltend zu niedrige Blutdruckwerte hat, dann würde auch der Hausarzt, so er davon erfährt, die Dosierung reduzieren.
101/48 mmHg in der Nacht ist nicht ungewöhnlich. Ausschlaggebend sind die Blutdruckwerte im Tagesverlauf, dazu würde man eine 24-h- Messung durchführen.

Den Alkoholkonsum muß man mit deinem Vater sicher nicht diskutieren.
Entweder sieht er selbst, dass er abhängig ist und wünscht eine Änderung oder es bleibt, wie es ist und irgendwann rollen unabänderlich Konsequenzen auf ihn zu.
LG wonneproppen
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Herzkasper

Hallo,

ich dachte, dass seine "neue" Krankheit und die damit verbundene Tabletteneinnahme mal eine ganz gute Gelegenheit sind, ihn von der Flasche wegzukriegen. Ansonsten fuehlt er sich immer leicht angegriffen und macht dann ganz dicht. Und da waeren ein paar medizinische Hintergrundinfos nuetzlich. Allerdings auch zur Alkoholabhaengigkeit an sich; z.B. hoehere Risiken von Alterserkrankungen, da hat er besonders Angst vor.

Zur urspruenglichen Frage: Warum kann man bei Wirkstoffen, die durch Alkohol verstaerkt werden, nicht einfach die Dosis reduzieren und das durch ein paar Bier wieder ausgleichen. (So hat er das gemacht, ohne die Biere waere der Blutdruck wohl nicht so weit abgesunken; vorher, ohne Alkohol und mit der verschriebenen Dosis, gab es keine Probleme).
Oder ist das tatsaechlich in Ordnung?

Im Prinzip hast du schon recht, wer sich nicht helfen lassen will, dem kann man halt nicht helfen.
Aber andererseits muss man doch jede neue sich bietende Chance nutzen. Finde ich.

Viele Gruesse,
Herzkasper
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Gilderoy

Einige Anmerkungen:

1) Wer bei einer nächtlichen Ohnmacht mit normalen Blutdruckwerten den Notarzt ruft, sollte den Einsatz selbst bezahlen müssen.

2) Das Auftreten eines orthostatischen Kollapses ist eine typische Nebenwirkung von Betablockern. Wenn es dann noch nachts geschieht, wenn man angetrunken zur Toilette geht, ist es nicht ungewöhnlich.

3) Die Dosierung von Medikamenten wird von Laien nicht geändert!

Gilderoy
 
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Herzkasper

Hi Gilderoy,


"1) Wer bei einer nächtlichen Ohnmacht mit normalen Blutdruckwerten den Notarzt ruft, sollte den Einsatz selbst bezahlen müssen."

Woher soll der Laie das denn wissen? Klar, wenn man weiss, dass das ungefaehrlich ist, muss man nicht fuer jeden Schnupfen den Notarzt rufen. Im Zweifelsfalle, d.h. Unwissenheit, wuerde ich den Notarzt auch rufen, wenn ich den Einsatz selbst bezahlen muss. Denn Fakt ist doch:
Wenn ich die Lage nicht beurteilen kann, lass ich lieber den Fachmann schauen.
Gerade bei so potenziell heiklen Geschichten.

Nachdem ich jetzt weiss, dass es nicht gefaehrlich war, so in genau dieser Situation natuerlich nicht mehr.

"2) Das Auftreten eines orthostatischen Kollapses ist eine typische Nebenwirkung von Betablockern. Wenn es dann noch nachts geschieht, wenn man angetrunken zur Toilette geht, ist es nicht ungewöhnlich."

Danke für die Information. :)

"3) Die Dosierung von Medikamenten wird von Laien nicht geändert!"

Ja, ich versuchs weiter ... ;)

Danke für die Antwort, nachtraeglich auch an dich, Wonneproppen.

Weiss noch jemand was zu den Risiken der Wechselwirkung von Medikamenten und Alkohol? Sachliche Argumente ziehen bei meinem alten Herren am besten.

Viele Gruesse,
Herzkasper
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Wonneproppen

Hallo herzkasper,

offensichtlich bist du derzeit sichtlich daran interessiert, Deinem Vater zu helfen.

Einem alkoholkranken Menschen zu helfen ist so oder so schwierig. Ein Laie wird sich daran aufreiben und ein Familienangehöriger noch viel mehr...
Dein Vater gehört in fachkundige Hände.
Zum einen also psychologisch geschulte, sich mit Abhängigkeiten auskennende (Berufs-)gruppen.
Das sind z.B. Suchtberater in Suchtberatungseinrichtungen, das können unterstützend die Anonymen Alkoholikergruppen sein. Für die Entwöhnung bietet sich eine stationäre Aufnahme in einer Klinik für Abhängigkeitserkrankungen an.
Den organischen Teil betreffend sind sicherlich Internisten bzw. euer Hausarzt zuständig (Apropos: bevor man den Notarzt anruft, der mit dem Notarzteinsatzfahrzeug kommt, kiann man sich telefonisch mit dem hausärztlichen Notdienst in Verbindung setzen. In der Regel reicht das aus, bzw. wird danach entschieden, was weiterhin erfolgen soll oder muß. Auch ein eventl. Krankenhauskontakt)

Die Folgen, die aus einem Alkoholabusus resultieren sind umfangreich.
Zumeist fallen jene Patienten mit einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung auf, die auch tödliche Folgen haben kann.
Die Zerstörung des Lebegewebes mit beginnender Verfettung und Ausbildung einer Leberzirrhose machen dann so richtige Probleme.
Das kann u.U. bis zum Bluterbrechen aus sog. Speiseröhrenkrampfadern führen (Oesophagusvarizen)... oft ist das ein sofortiges Ende.
Die Magenschleimhauentzündung (Gastritis) ist eine schon regelhaft auftretende Erkrankung (die aber auch andere bekommen können)
Unbehandelt kann daraus wiederum ein Magengeschwür entstehen und desweiteren auch ein Magendurchbruch, was ebenfalls sehr unschöne Folgen bietet.
Folgen für das Herz-Kreislaufsystem entwickeln sich langfristig.
Einen manifesten Bluthochdruck sollte man nicht unbehandelt lassen.
Das kann zunächst über die Umstellung der Lebensführung erreicht werden. Den Salzkonsum reduzieren, ausgewogen Ernährung, mehr körperliche Bewegung (Stichwort Sportliche AKtivität), Gewichtsreduktion auf Normalgewicht.
So dies nichts hilft, sind Medikamente notwendig.

Betablocker: Welchen nimmt er denn? Bisoprolol? Metoprolol?

Bleibt der Bluthochdruck bestehen und/oder liegen weitere Risikofaktoren vor wie z.B. o.g. Übergewicht, Fettstoffwechselstörung, Diabetes, so wierden sowohl die Blutgefäße als auch der Herzmuskel selbst geschädigt.
eine Herzhöhlenvergrößerung (dilative Kardiomyopathie)macht eine chronische Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
Daraus folgen im weiteren möglicherweise (Reihenfolge variabel),
Atemnot, Wassereinlagerungen, Leistungsminderung mit Schwindelattacken, Sehstörungen, Durchblutungsstörungen etc., der
Herzinfarkt, Rhythmusstörungen, Klappeninsuffizienz.
Alle Organsysteme einschließlich Gehirn sind dabei betroffen.

Die von dir genannten "Alterserkrankungen" sind zumeist nur die Folge unseres Wohlstandlebens, und deuten lediglich auf den sich langsam entwickelnden Fortschritt chronischer Erkrankungen, wie Übergewicht, Bluthochdruclk, Fettstoffwechselstörungen, "Gefäßverkalkung", Diabetes....
(Man hat´s schon selbst in der Hand....)
Davon unbetrachtet gibt es natürliche Alterungsprozesse. Sonst würden die Menschen ewig leben.
Es ist alles nur eine Frage der Lebensführung.


So, nun habe ich viel geschrieben und doch nicht alles gesagt, was es zu sagen gäbe.

Im Falle Deines Vaters gilt: ER muß wollen....

Verausgabt euch nicht. Deine Mutter, Geschwister und wer sonst noch, sonst geht auch ihr mit der Alkoholkrankheit eures Vaters psychisch zugrunde (Stichwort: sich angegriffen fühlen, Aggression)


Tschüs und LG

wonneprppen
 
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