Sauerstoffgabe |
| 14.04.2007, 10:46 | Auf diesen Beitrag antworten » |
| Hermiod | Sauerstoffgabe Hi zusammen, ich hätte mal ne Frage: Was können die Nebenwirkungen bei 100% Sauerstofffgabe durch eine Hochkonzentrationsmaske (7–15 l/min ) sein?? ICh weiß das es einen Akuten Atemstillstand hervorrufen kann, weil nicht genug CO2 im Blut gelöst ist, aber kann dies auch zu einer Art Verbrennung (oxidation) der Lungenbläschen kommen wie bei Ozon??+ LG Hermiod |
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| 14.04.2007, 19:20 | Auf diesen Beitrag antworten » |
| NIPIAN | Wenn ich das jetzt richtig gelesen habe, dann vermischt Du ein paar viele Dinge: Normalerweise regelt der Körper die Atmung über den Kohlenstoffdioxidpartialdruck und nebenher dem pH-Wert des Blutes. Sauerstoff ist in einem besonderen Fall "Gift": Wenn der Körper alleine über den Sauerstoffpartialdruck im Blut die Regulation der Atmung steuert (Chemorezeptoren). Dies ist z.B. bei ausgeprägter COPD möglich, nicht unbedingt die Regel. Allgemein gesehen ist bei Patienten, die chronisch überhöhte Kohlenstoffpartialdrücke und chronisch erhöhte pH-Werte haben, die Möglichkeit der Steuerung der Atmung über den Sauerstoffpartialdruck gegeben. Dann sollte vorsichtig mit der Aufsättigung des Hämoglobins mittels Sauerstoff vorgegangen werden. In der Regel sollte eine Mischung passend zu dem akuten Gesundheitsstatus des Patienten und einer Mindestsättigung zwischen 85% und 95% individuell geachtet werden. Sauerstoff ist völlig ungiftig, sofern nicht mittels Überdruck gearbeitet wird. Ab spätestens 2 bar und 100%iger Sättigung gibt's fiese zentrale Auswirkungen. Paul-Ebert-Effekt oder so ähnlich. Dann gibt's noch den Lorraine-Smith-Effekt, ebenfalls unter diesen Drücken, der die Ödematisierung der Alveolarzellen beschreibt und damit die Diffusion behindert. Deshalb wäre es recht fies, nem Taucher ne Sauerstoffflasche (Oh Gott, Neoorthographie...) umzuhängen. Könnte unter Umständen vor Gericht enden. Deshalb wird ab Tiefen von bereits 40m die Nutzung eines speziellen Gasgemisches namens Trimix empfohlen. Erstens wegen dem entsprechend ausgehebelten fiesen Stickstoffpartialdruck (hat unter entsprechenden Drücken narkotisierende Wirkung; unter Tauchern werden die Geschichten erzählt vom angeblichen weiterreichen des Lungenautomaten an Fische...) und zweitens wegen dem entsprechenden fiesen Sauerstoffpartialdruck [die kommerzielle Seite lassen wir einfach mal weg...]. Ab 70m bei 21% Vol-% wirkt der sich eben recht destruktiv aus. Lange Rede fast kein Sinn, ich bitte um Korrektur im Falle von ev. Fehlern! Meine Tauchausbildung ist schon etwas länger her 
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| 14.04.2007, 19:46 | Auf diesen Beitrag antworten » |
| Hermiod | Danke dir...soweit ich das jetzt gelesen habe, habe ich was durchenander gebracht. Aber was ist den jetzt ein Kohlenstoffdioxidpartialdruck?` und wie kann der körper den umgehen in dem er dem Sauerstoffpartialdruck erhöht? |
| 14.04.2007, 21:46 | Auf diesen Beitrag antworten » |
| NIPIAN | Gar nicht, des sind zwei indirekte Vorgänge. In den Alveolaren (und a weng in deren Eingangsröhrchen, den Ductuli alveolares) findet der Gasaustausch statt. Dabei diffundieren die einzelnen Luftmoleküle (Sauerstoff, Stickstoff, Kohlenstoffdioxid und ein paar andere Teilchen) durch die Alveolarzellen in die Lungenkapillaren (Kapillaren: ganz feine Gefäße, die die Körperzellen versorgen, oder in der Lunge um die Alveolarkugeln gewunden sind), bzw. umgekehrt. Passiv, also ohne Energieaufwand. Das funktioniert ganz einfach: von einem Ort hoher Konzentration fließen Teile zum Ort mit niedriger Konzentration (in etwa wie beim Staudamm das Wasser von oben nach unten und in Sachen Geld von arm zu reich... schließlich gibt's mehr Arme als Reiche, nicht wahr... sorry, den konnte ich mir nicht verkneifen). Das bedeutet, wenn Blut aus dem Körper in die Kapillaren der Alveolaren gelangt, hat es wenig Sauerstoffteilchen, aber viele Kohlenstoffdioxidteilchen. In der Luft ist das umgekehrt: viele Sauerstoffteilchen und wenig Kohlenstoffdioxidteilchen. Nun kommt es zum Stoffausgleich, unter dem Oberbegriff Diffusion zusammengefasst: die vielen Kohlenstoffdioxidteilchen diffundieren in den Lungenraum und die Sauerstoffteilchen von der Luft in die Kapillaren, bis in beiden Volumina eine äquivalente Menge gelöst ist. Die Sache mit dem Sauerstoff, der Menschen zum Verhängnis wird, wird nun klar ersichtlich: Bei der COPD "chronic obstructiv pulmonary disease", zu deutsch "chronisch obstruktive Lungenerkrankung", wird der Stoffaustausch eingeschränkt, indem der Patient nicht mehr effizient atmen kann, da die Bronchien die Luft schlecht rein und speziell raus lassen. Deshalb wird das angeschwemmte Kohlenstoffdioxid durchschnittlich mehr und der Sauerstoff durchschnittlich weniger. Daran gewöhnt sich der Körper und hält später den Sauerstoff für wichtiger und stellt sich darauf ein. Nu gibst Du ihm exzessiv viele Teilchen Sauerstoff, der Körper freut sich und regelt die Atmung herunter. Schön blöd, jetzt kann das Kohlendioxid sich noch mehr anhäufen und bringt ne Kohlenstoffdioxidvergiftung mit sich. Die gibt's häufiger in Futtersilos und Weinkellern. Deshalb hat man früher nen Vogel oder auch Hund dabei gehabt. Kohlenstoffdioxid sinkt nach unten und die Tierchen, logisch, hängen früher in der unsichtbaren und geruchsfreien Suppe als der Halter. Und weitere Zusammenhänge und Ausschweifungen gibt's nach dem nächsten Klaus! 
[edit] sorry, hab Partialdruck vergessen: Im Falle des "normalen" Luftdruckes, 1013mbar/760torr (torr ist allgemein eigentlich nicht mehr gebräuchlich, aber manchmal sind Mediziner altmodisch 
) und unter normaler Atmosphärenzusammensetzung (78% Stickstoff (N), 21% Sauerstoff (O), 0,04% Kohlenstoffdioxid (CO2) [derzeit chronisch progredient, aber die USA, Australien und China haben ein Mittel dagegen: fröhlich winken und weitermachen], 0,9% Argon (A) und ein paar andere Gase, die hier nicht schriftlich erwähnt seien aber manchmal gerochen werden können), kommen in der Luft folgende Partialdrücke vor:N: 789 mbar O: 212 mbar CO2: 4 mbar A: 9 mbar Sind summa summarum knapp 1013mbar. Stell Dir die Zahlen als entsprechende Anzahl an Teilchen vor. Dann haben wir "im Blut" sozusagen folgende Verteilung: N: 789 mbar O: 162 mbar (!) CO2: 40 mbar (!) A: 9 mbar Macht immer noch 1013mbar (es ist also kein Teilchen verschwunden), jedoch hat sich die Zusammensetzung geändert. Nun Tauschen die Teilchen die Plätze, das auf jeder Seite gleich viele vorhanden sind und die nun "alte Luft" wird ausgeatmet. "Frische Luft" wieder in die Alveolen gezogen und die Sache geht weiter... Na, mitgekommen 
? |
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| 14.04.2007, 22:39 | Auf diesen Beitrag antworten » |
| Hermiod | Dann danke für die zeit, die du dich für mich genommen hast 
, hat mir geholfen und ich habs verstanden.Lg Herm |
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